Montag, 09. März 2020 16:28
Ausstellung zu den Diözesanpriestern Joseph Müller und Christoph Hackethal
Das Schicksal der beiden Priester steht exemplarisch für diejenigen Priester, die aufgrund ihres priesterlichen Amtes von der totalitären Diktatur des Nationalsozialismus bespitzelt, verfolgt und ermordet wurden. Mit Blick auf die Prozesse, die im Nationalsozialismus gegen Priester der Diözese geführt wurden, lässt sich sagen, dass Priester im besonderen Fokus der NS-Strafverfolgung und der NS-Justiz standen. Neben Joseph Müller und Christoph Hackethal lassen sich schon in den 1970er Jahren veröffentlichte Dokumente zu acht weiteren Priestern finden, die in Konflikt mit der NS-Justiz gerieten: Hierzu zählen die Kapläne Johannes Jäger (1913-) und Heinrich Kötter (1910-1973), die Pastoren Otto Bank (1900-1968), Walter Behrens (1905-1982) und Kurt Dehne (1901-1971) sowie die Pfarrer Wilhelm Gnegel (1893-1968), Bernhard Goerge (1890-1947) und Robert Hartmann (1894-1955). Diese Geistlichen überlebten ihre Gefängnis-, Zuchthaus oder KZ-Haft. [1]
Heute geht man davon aus, dass weit mehr Priester im Bistum Hildesheim mit dem nationalsozialistischen Terror in Berührung kamen. So präsentiert Ulrich von Hehl in seiner zweibändigen Dokumentation für die Diözese Hildesheim 52 Priester.[2] Hier werden beispielhaft genannt: Der Hildesheimer Bischof Joseph Godehard Machens (1886-1956); die Generalvikare Otto Seelmeyer (1877-1942) und Wilhelm Offenstein (1889-1964); Prof. Konrad Algermissen (1889-1964), der Hildesheimer Repräsentant im Gladbacher Volksverein für das Katholische Deutschland; Prof. Erich Riebartsch (1902-1986), der damalige Chefredakteur des Kirchenblattes; Dr. Joseph Clausing (1879-1956), Schulleiter des Bischöflichen Gymnasium Josephinum; Wilhelm Maxen (1867-1946), Ehrendomherr und Domkapitular, vormals Mitbegründer der christlichen Gewerkschaften in Hannover und Zentrumsabgeordneter in der Preußischen Landesversammlung und im Deutschen Reichstag. In der vergleichenden Statistik der deutschen Bistümer erfasst Ulrich von Hehl insgesamt 142 Geistliche für das Bistum Hildesheim. Dies sind über 40 Prozent aller im Bistum tätigen Priester.[3]
Für den anvisierten Seligsprechungsprozess ist es notwendig, die beiden Diözesanpriester im schulischen Kontext zu verankern. Für beide Priester liegen bereits einzelne schuldidaktisch aufgearbeitete Darstellungen und Dokumente vor.[4]
[1] Hermann Engfer (Hg.): Das Bistum Hildesheim 1933-1945. Eine Dokumentation, Hildesheim 1971, S.532-572: Müller (S.558-572); Bank (S.532-534); Behrens (S.534-535); Dehne (S.535-536), Hackethal (S.539-550); Gnegel (S.537-538), Goerge (S.538-539); Hartmann (S.550-556), Jäger (S.556-557); Kötter (S.557-558).
[2] Ulrich von Hehl/Christoph Kösters (Bearb.), Priester unter Hitlers Terror. Eine biographische und statische Erhebung, 2 Bde., 3. Aufl. 1996, S.687-693.
[3] Ebd., S.179; S.121. Von Hehl zählt insgesamt 347 Priester, darunter auch 46 Ordenspriester.
[4] Thomas Scharf-Wrede/Jörg-Dieter Wächter: Einblicke. 1200 Jahre Bistum Hildesheim in Quellen, Hildesheim 2014, S.285-298; Martin Strauß: Priester unter Hitlers Terror. Ausgewählte Fallbeispiele aus dem Bistum Hildesheim. Didaktische Überlegungen für den Religionsunterricht, in: Religion unterrichten 2 (2014), S.35-42.