Bernd Samland erfindet Markennamen – 2000 Stück, darunter einige sehr bekannte, gehen mittlerweile auf das Konto
des Hildesheimers.
Hildesheim/Köln - Die Geschichte mit VOX und Pro 7. Das ist vielleicht die Geschichte, die Bernd Samland, aus Hildesheim stammender Erfinder von Markennamen, am häufigsten erzählt.
Die Geschichte geht so: Samland, im Jahr 1987 junger Werbeagentur-Inhaber, bekam den Auftrag, für einen Sender, den Medienmogul Leo Kirch gerade erworben hatte, einen Namen zu finden. Nach einiger Überlegung schlug er vor: VOX. Was auf Latein so viel wie Stimme oder Ton bedeutet. „Aber der Kunde wollte was mit sieben. Und VOX sieben, das spricht sich nicht gut.“ Was Samland dem Kunden auch sagte. Der daraufhin: Ich bin aber für sieben! Und Samland: Dann nenn es doch Pro 7! Der Rest ist ebenfalls: Geschichte.
Damals, am Josephinum, ahnte keiner, was aus ihm werden würde
Seitdem hat Samland mit dem Team seiner Firma Endmark in Köln etwa 2000 Markennamen erfunden. Darunter so berühmte wie Parship, VW Tiguan, Opel Mokka oder den Namen für die Autobahn-Gastronomie-Kette Serways. Dabei sah es anfangs, hier in Hildesheim in den 1960er Jahren, gar nicht so aus, als würde der Junge mal derart erfolgreich Sprache verkaufen, Namen, erfundene Wörter.
„Da ging ich aufs Josephinum und kannte eigentlich nur zwei Berufe“, sagt Samland. Nämlich den seines Vaters beim Fernmeldeamt der Post. „Und den des Lehrers, klar. Also nahm ich Lehramt.“ So zog er nach Trier an die Uni, fand sich aber nicht wirklich zurecht zwischen den zukünftigen Kollegen, und ging in die USA, um Politik zu studieren. Was ihn da, an der Kansas University, aber erwartete, war etwas ganz anderes. Erfahrungen als DJ. Erfahrungen als Händler, der plötzlich an seine Kommilitonen Jeans verkaufte, die es nur in Deutschland gab. Erfahrungen im Medienbereich, und vor allem die Erfahrung, wie er sagt, „dass du anders sein musst als die anderen, um etwas zu erreichen“.
Inzwischen gibt es 50 Millionen Markennamen auf der Welt
Und nach dieser Maxime baut er bis heute mit seinem Team, zu dem neun Festangestellte und etwa 90 freie Mitarbeiter gehören, Namen auf. Dass die immer einzigartig sein müssen, ergibt sich schon aus der Tatsache, dass es inzwischen 50 Millionen Markennamen auf der Welt gibt. „Im Jahr 2006 waren es erst 25 Millionen“, sagt Samland. Eine unvorstellbare Menge, ein Meer aus Wörtern, von denen jedes wiedererkannt werden will.
Nie die Zielgruppe fragen, ob ein Markenname gut ist
Wann aber ist denn ein Markenname gut? „Das sollte man jedenfalls nie seine Zielgruppe fragen“, sagt Samland und lacht. „Steve Jobs hätte Apple nicht Apple genannt, wenn er sich vorher erkundigt hätte, ob es klug ist, seine Computerfirma nach einem Obst zu benennen.“ Oder die Jeansmarke Diesel – nennt man teure Kleidung nach einem stinkenden Treibstoff? Eher nicht.
Doch im Wagnis kann genau der Schlüssel zum Erfolg liegen, das hat Samland inzwischen mehr als einmal erfahren. Und in der immer neuen Lust am Hinschauen, am Zuhören, am Ausprobieren. Und manchmal liegt der Erfolg auch in der Geduld. Den Namen VOX hatte Samland damals in eine Schublade gelegt, und es dauerte nicht lange, da brauchte wieder ein Fernsehsender einen Namen. Samland beauftragte erst andere Agenturen damit, aber was die ihm vorschlugen, war „wenig befriedigend“. Da fiel ihm ein: Ich hab‘ ja selbst noch was! Der lateinische Name für Stimme, Ton. Den schlug er seinem Kunden vor. Und der Rest ist Geschichte.