Leistungskurs Religion auch für Andersgläubige möglich
HILDESHEIM. “Schüler anderer Religionen hat es am Josephinum immer gegeben”, sagt Schulleiter Benno Haunhorst. Im 19. Jahrhundert waren das hauptsächlich Juden, in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts ein Japaner und seit einigen Jahren gehen immer mehr Schüler anderer Konfessionen auf das Josephinum, ein katholisches Gymnasium in Trägerschaft des Bischofs.Balraj Kaur Gill (von links), Thao-Mi Tran, Thinoshan Sivakumaran und Semih Cem Tuncay besuchen das katholische Josephinum. Foto: Mayen |
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Wobei “immer mehr” relativ ist: Derzeit sind 84 Prozent der Schüler Katholiken, etwa 2,5 Prozent der Schüler sind keine Christen, sondern Angehörige anderer Religionen. Balraj Kaur Gill ist Sikh, Thao-Mi Tran ist Buddhistin, Thinoshan Sivakumaran ist Hindu und Semih Cem Tuncay Moslem. Sie alle besuchen das Josephinum und fühlen sich hier wohl. Sie sind in das Schulleben integriert, nehmen am Religionsunterricht teil und an den Schulgottesdiensten.
“Ich bete nicht mit beim Morgengebet”, berichtet Thao-Mi Tran. Sie übt wie alle anderen ihre Religion aus. Thao-Mi Tran: “Ich fahre jeden zweiten Sonntag in die buddhistische Pagode nach Hannover.” Für Thinoshan Sivakumaram gehört auch das Morgengebet dazu. Er belegt sogar einen Leistungskurs Religion. Auch das ist unabhängig von der Religionszugehörigkeit möglich. Semih Cem Tuncay ist schon im Elternhaus religiös erzogen worden. “Ich gehe regelmäßig zum Freitagsgebet“, sagt er.
Missionierung ist kein Thema
„Mir war es vor allem wichtig, auf eine religiöse Schule zugehen“, sagt Semih Cem Tuncay weiter. Würde das Josephinum auch Kinder aufnehmen, die aus konfessionslosen Elternhäusern kommen? Schulleiter Benno Haunhorst: „Wer auf das Josephinum gehen möchte, muss wissen, dass hier gebetet wird und dass hier Schulgottesdienste stattfinden.”
Wichtig sei nicht, dass man katholisch, sondern dass man einer Religion zugehörig ist. Eine Missionierung der Schüler finde dabei nicht statt, wie Eltern vielleicht meinen könnten. Die Schüler leben ihre eigene Religion selbstbewusst, gehören dennoch dazu. Thinoshan Sivakumaram: “Hier gehört man zu einer Gemeinschaft.”
Doch warum entscheiden sich Schüler oder ihre Eltern für eine bestimmte weiterführende Schule? Thao-Mi Tran und Balraj Kaur Gill haben eine gemeinsame Antwort: “Unsere Grundschullehrerin hat uns empfohlen, auf das Josephinum zu gehen.” Eine Entwicklung bereitet Benno Haunhorst Sorge. Immer mehr Menschen hätten trotz ihrer Konfessionszugehörigkeit keine innere Bindung zur Religion. Auch am Josephinum sei das spürbar.
Bei den Josephinern nicht christlicher Konfessionen ist das anders. Gerade wegen der starken Bindung zu ihrer Religion haben sie sich das Josephinum als Schule ausgesucht. Benno Haunhorst: “Das ist für das Josephinum eine Bereicherung.” apm